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1. Das Deutsche Reich - S. 15

1905 - Berlin : Mittler
15 *— Holz-, Butter- und Käsehandel (Schweizer käse) des Algäus; auch besitzt es bedeutende Baumwollspinnereien und Webereien. Am Eingange zum oberen Illertal, an der Mündung mehrerer Täler, hegt Sonthofen. Es bildet ebenfalls einen bedeutenden Stapelplatz der Erzeugnisse des Algäus. Seine Käselager sind berühmt; nirgends wird mehr Butter erzeugt als hier. Die Herbstviehmärkte sind die größten Bayerns; oft stehen hier 3000 bis 4000 Stück Rinder zum Verkauf. Füssen am Lech mit bedeutender Seilerwarenfabrikation, die 1000 Arbeiter beschäftigt. Etwa fünf Stunden von Lindau entfernt liegt der freund- liche Flecken Lindenberg im Algäu. Er bildet mit seiner Umgebung einen hervorragenden Industriebezirk; denn er ist nicht nur der älteste, sondern auch wichtigste Erzeugungs- ort für Strohhüte in Deutschland. Wie ist die Strohliutindustrie im Algäu entstanden? Wahrscheinlich fand sie ihren Weg von Italien herauf. Ursprünglich verfertigte man nur ein grobes Geflecht, das zu Stroh- hüten verarbeitet wurde, wie sie die Bauern zur Erntezeit tragen. Die Strohhuterzeugung bildete eben nur eine Nebenbeschäftigung während der langen Wintermonate, wenn die Almen tief verschneit waren. Heute beschäftigen nicht weniger als 30 größere und kleinere Strohhutfabriken acht Monate lang 800 Strohhut- maschinen, und 66 hydraulische Pressen geben dem Geflecht die gewünschte Form. Man kann annehmen, daß von hier aus jährlich über 2 Millionen Menschen unter den Strohhut gebracht werden. Lindau, das »schwäbische Venedig«, unterhält einen äußerst lebhaften Verkehr mit der Schweiz und versorgt diese mit Getreide. Auch werden Wein, Obst, Kirschgeist, Bauholz, Schmalz und Käse in bedeutenden Mengen ausgeführt. Die bayerischen und Salzburger Alpen. Beide Gruppen unterscheiden sich wesentlich von den Algäuer Alpen. Während diese vom Fuße bis fast zum Gipfel im schönsten Ahnen- schmucke prangen, erheben sich die bayerischen Alpen mauerartig, wie die »versteinerten Wehen einer sturmgepeitschten See«, nackt und kahl, bäum- und strauchlos. Ihre westöstlich streichenden Felsenketten werden durch Quertäler in viele Gebirgsstöcke zerlegt, in deren massigstem und schroffwandigstem sich Deutschlands höchster Gipfel, die Zugspitze, erhebt (3000 m). / f

2. Das Deutsche Reich - S. 16

1905 - Berlin : Mittler
16 — Ein ähnliches Bild zeigen die Salzburger Alpen mit der Berchtes- gadener Gruppe. Überwältigend großartig ist die Bergnatur der süd- östlichsten Ecke unseres Vaterlandes. In majestätischer Einsamkeit und Pracht ruht inmitten eines Kranzes himmelanstrebender Felswände, am Fuße des schnee- und eisbedeckten Watzmann, gleich einem flüssigen Smaragde, der Königssee. Welche Beschäftigungszweige finden sieh hier? Da dem felsigen Boden nur äußerst magere Ernten abgerungen werden können, so sind für die geringe Bevölkerung einzelne Zweige der Forstwirtschaft, wie Holzfallerei, Flößerei, Kohlenbrennerei, Pech- schwelerei, das Beeren- und Kräutersammeln, sowie die Holzschnitzerei und der Geigenbau die Haupterwerbszweige. Die beiden letzten Erwerbszweige haben zwei Haupt- industriebezirke geschaffen. Den Hauptsitz der Schnitzerei bildet Oberammer- gau (Passionsspiele). Von den 1500 Einwohnern schnitzen etwa 300 Kruzifixe, Heiligenfiguren, Altäre, Spielsachen und Schmuckgegenstände, Jagd- und Tierbilder, Rahmen, Haus- geräte und Bierkrüge. Der Mittelpunkt des Geigenbaues ist: Mittenwald. 200 Personen verfertigen Geigen, Zithern, Gitarren und andere Saiteninstrumente, deren jährlich etwa 10 000 von hier in alle Welt versandt werden. Wie in den bayerischen Alpen, so hat auch in der Berchtesgadener Gruppe infolge des Kunstsinns der Be- völkerung und des Reichtums an weichem Holze das Kunst- gewerbe eine Heimstätte gefunden. Der herrlich gelegene Marktflecken Berchtesgaden stellt den Mittelpunkt desselben dar. Seit 700 Jahren ist die Schneidekunst hier heimisch. Ihre Erzeug- nisse, die aus Holz, Knochen, Elfenbein, Kirsch- und Aprikosenkernen hergestellt werden, sind weltberühmt. Merkenswert ist das Ländchen Berchtesgaden ferner wegen seines Salzreichtums. Das in großen Mengen sich findende Steinsalz wird hier ausgelaugt und die Sole teils an Ort und Stelle versotten, teils in einer 80 km langen Leitung zu den Salinen von Reichenhall, Traunstein und Rosenheim geleitet. Reichenhall ist das älteste deutsche Salzwerk; denn es besteht seit etwa 2000 Jahren.

3. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 9

1908 - Berlin : Süsserott
— 9 — reichen Erzeugnisse der Donauländer (Holz, Getreide, insbesondere Weizen und Mais) den Weltmärkten zuführen. Neben ihr hat die Elbe die größte Bedeutung, die, schiffbar von Melnik ab, die böh- mischen Erzeugnisse (Braunkohlen, Gerste, Hopfen, Obst) zu Tal befördert und die direkte Verbindung mit Hamburg und der Nordsee herstellt. Auch Oder und Weichsel sind von einiger Wichtigkeit, erstere insbesondere für die Flößerei und den Transport von Erzen und Kohlen (Witkowitz in Mähren verarbeitet zum Teil schwedische Eisenerze !), letztere für die Beförderung galizischer Produkte (Roggen, Salz, Petroleum). Kanäle sind wenige vorhanden; der wichtigste ist der Franzens- kanal zwischen Donau und Theiß. Doch ließe sich auf diesem Gebiete vieles bessern: Donau-Elbe, Donau-Oder, wogegen die geplante Ver- bindung Donau-Mittelmeer kaum zu überwindende Schwierigkeiten bieten dürfte. Die Seen, außer dem Bodensee von geringer Bedeutung für den Verkehr, zeichnen sich wie der Neusiedler- und Plattensee durch ihre Größe oder wie viele Alpenseen (Achen-, Traun-, Gardasee) durch reizende Ufer aus. Das Adriatische Meer hat infolge seiner Küstenbildung (Steilküste) vorzügliche Häfen (Triest, Fiume), ist immer eisfrei und wird wegen seiner hohen Temperatur und der landschaftlichen Schönheit seiner Küsten viel besucht (Österreichische Riviera— Abbazia). 4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Infolge der Lage inmitten großer Landmassen, bei dem Vorherrschen des Gebirges und dem geringen Einfluß des Meeres ist das Klima bis auf die Küstengebiete und Inseln, die bezüglich der Wärme mit Neapel und Lissabon wett- eifern können, ein kontinentales; strenge Winter wechseln mit heißen Sommern ab. Ungarn, Galizien und Böhmen weisen die größten Temperaturunterschiede auf; kalt sind die Hochgebirgs- regionen der Alpen und Karpathen, sehr warm die geschützten Alpen- täler in Südtirol (Meran, Bozen — klimatische Kurorte). Die meisten Niederschläge haben die Gebirgsländer, regenarm sind die ungarischen Tiefebenen (warum?). Die Folge davon sind die Baumlosigkeit und der Pußtencharakter derselben. Eine àus Bodengestaltung und ungleicher Erwärmung der Luftschichten zu erklärende Erscheinung ist die „Bora", ein stoßweise wehender

4. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 91

1908 - Berlin : Süsserott
— 9i den Gebirgswall der Alpen getrennt; jedoch ist dieser Abschluß infolge der vielen günstigen Paßstraßen bei weitem nicht so voll- ständig wie der der Pyrenäenhalbinsel, so daß zu allen Zeiten rege Handelsbeziehungen zwischen dem Rumpfe von Europa und Italien bestanden. Der Schnellverkehr nach Ägypten und Asien, für den die Umschiffung Spaniens einen zu großen Zeitverlust bedeuten würde, nimmt meist bis Süditalien den Landweg. Durch den Suezkanal ist die Bedeutung des Mittelmeeres sehr gewachsen, und Italien zieht aus seiner dasselbe beherrschenden Lage große Vorteile. — Gib nach der Karte die Grenzen an ! Der weitaus größte Teil (3400 km) ent- fällt auf die Seeküste, ein Umstand, der es Italien ermöglicht, seinen Seehandel und seine Seegeltung immer mehr auszudehnen. Nach Süden ist die Insel Sicilien vorgelagert und durch eine nur 3 km breite Straße (welche?) vom Festlande getrennt. Nenne die größeren, westlich von Italien liegenden und zu diesem gehörenden Inseln! 2. Bodengestaltung. Von den Alpen entfällt auf Italien der Innenrand, der steil zur Poebene abfällt. Der italienische Anteil an den Alpen heißt bis zum Lago maggiore Piemontesische, von hier bis zum Gardasee Lombardische und von da bis zur Adria Venetia- nische Alpen. Als Fortsetzung des Westflügels erscheint der Apen- nin, der Italien bis zur Südspitze durchzieht. Sein Mittelstück, das die höchsten Erhebungen enthält, sind die Abruzzen. Wo der Apennin an der Ostküste entlang streicht, sind ihm im Westen das Toskanische Erzgebirge, das einzige Bergbaugebiet der Halb- insel, sowie das Sabinergebirge, im Süden der Vesuv, der einzige tätige Vulkan des europäischen Festlandes (Herculanum und Pom- peji!) vorgelagert. — Das größte Tiefland ist die schon erwähnte Poebene, früher Meeresboden, heute von unerschöpflicher Frucht- barkeit (Schwemmland). An die Westküste schließen sich mehrere kleinere Ebenen an, die teilweise fruchtbar, meist jedoch öde und sumpfig sind, so das Sumpfgebiet von Toskana (Maremmen) und die Campagna (Rom) mit den Pontinischen Sümpfen. 3. Bewässerung. Das einzige ausgebüdete Flußsystem Italiens hat die Poebene. (Grund!) Verfolge den Lauf des Po ! Die Schiffbar- keit beginnt nach der Einmündung der Dora-Baltea. Po und Etsch sind wegen der häufigen Überschwemmungen sehr gefürchtet. Von den beiden größeren Flüssen Mittelitaliens kommt nur der Tiber bis Rom für die Schiffahrt in Betracht. — Nenne die oberitalienischen

5. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 92

1908 - Berlin : Süsserott
— 92 — Seen und gib ihre Bedeutung für den Po an! In den Südabhang der Alpen eingebettet und vor rauhen Nordwinden geschützt, kann sich an den Ufern der Seen ein üppiger Pflanzenwuchs entwickeln, der sie nebst ihrem milden Klima zu den reizendsten Punkten der Erde macht (Winterkurorte, Fremdenverkehr!). 4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Während der Poebene schroffer Gegensatz zwischen Sommer und Winter eigen ist, ver- schwindet dieser nach Süden immer mehr; die Trockenheit nimmt von Norden nach Süden zu, wo sie durch den von Afrika herüber- wehenden Scirocco noch verschärft wird (Neapel ist 4, Sicilien 5 Monate regenlos). In den Sumpfgebieten herrscht oft das Malaria- fieber, wogegen die Riviera von Kurorten besät ist (San Remo, Nervi). — Das Klima unterstützt die fast unerschöpfliche Frucht- barkeit großer Bodenstrecken — Poebene, Ätnagebiet, Ebenen von Apulien und Kalabrien —, so daß man jahrelang ohne Düngung reiche Erträge erzielt und in manchen Teilen des Landes fast das ganze Jahr hindurch ernten kann. 5. Politisches und Bevölkerung. Italien bildet seit 1861 ein ver- einigtes, konstitutionelles Königreich, dessen Bewohner zum größten Teil Romanen sind und der römisch-katholischen Kirche angehören. Lebhafte Phantasie, rasche Auffassungsgabe, Nüchternheit sind die Lichtseiten, leichte Erregbarkeit und Leidenschaftlichkeit, die wegen einer Kleinigkeit zum Messer greifen läßt (Anarchisten, Geheim- gesellschaften !), endlich in Süditalien Hang zur Trägheit und Un- reinlichkeit die Schattenseiten ihres Charakters. Die Volksbildung läßt noch viel zu wünschen übrig. Die große Bevölkerungsdichte (im Mittel 113 Menschen auf dem Quadratkilometer!) verbunden mit den ungünstigen Erwerbsverhältnissen (Großgrundbesitz, wenig Industrie!) sind die Ursachen einer bedeutenden dauernden sowohl als auch zeitweiligen Auswanderung (300000—500000 im Jahre, hauptsächlich Maurer und Erdarbeiter). B. Wirtschaftliches. I. Die Landwirtschaft beschäftigt in Italien noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung und nimmt rund 70% des Bodens in Be- nutzung. Früher war der Anteil des unproduktiven Landes geringer; jetzt liegen infolge jahrhundertelanger Verwahrlosung und infolge

6. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 93

1908 - Berlin : Süsserott
— 93 — der traurigen sozialen Zustände die Verhältnisse sehr ungünstig. — Der Weizenanbau erstreckt sich über ganz Italien; Weizen ist die Hauptbrotfrucht und dient auch zur Herstellung der berühmten Macear o ni. In den sumpfigen Niederungen Oberitaliens zieht man Mais sowie in größerem Umfange Reis. Für die Volksernährung, welche durch den einheimischen Körnerbau nicht gesichert ist, spielt der Anbau von Hülsenfrüchten, Gemüsen und Kartoffeln eine große Rolle. Der Weinbau Italiens liefert 32—48 Mill, hl Wein und nimmt damit in der europäischen Erzeugung den zweiten Rang ein. Bedeutend ist ferner der Anbau von Südfrüchten (Zitronen, Apfelsinen), besonders seitdem durch die heutigen Trans- portmittel das Absatzgebiet derselben erweitert worden ist. Die eß- bare Kastanie, in Italien ein wichtiges Volksnahrungsmittel, gedeiht in den Hügel- und Berglandschaften. Feigen- und Mandel- baum (Bari) sowie der Ölbaum (Bari, Sizilien) liefern geschätzte Ausfuhrgegenstände. Unter den Handelsgewächsen sind Hanf, Flachs und Tabak von Bedeutung ; auf Sizilien gewinnt der Baum- wollenanbau an Umfang. Italien liefert auch einen großen Teü der in Deutschland verbrauchten Schnittblumen, insbesondere Rosen. — Wie in Spanien, so hat auch in Italien die Waldverwüstung viel Unheil angerichtet (Überschwemmungen, Dürre; beträchtliche Holzeinfuhr). — Die Tierzucht richtet sich hauptsächlich auf Schaf-, Rindvieh-, Ziegen- und Schweinehaltung. Berühmt ist der um Parma hergestellte Ziegenkäse (Parmesankäse) und der aus der Umgegend von Mailand stammende Gorgonzolakäse. Als Zugtier gebraucht man neben dem Pferd vielfach Esel und Maultier. Lombardei und Piémont haben die bedeutendste Seidenraupen- zucht Italiens. Mit 3,5 Mill, kg Rohseidenerzeugung ist Italien trotz einer beträchtlichen Abnahme (1891 über 4% Mill, kg) immer noch der Hauptproduzent in Europa. — Die Seefischerei ergibt Sardellen, Sardinen und Tunfische; ferner liefert das Meer Korallen und Schwämme. 2. Bergbau. Da Italien gar keine Steinkohlenlager besitzt, kann von der reichen Erzförderung nur ein Bruchteil im Lande selbst verhüttet werden. Vorzügliches Eisenerz liefern Elba und Sardinien; auf der letztgenannten Insel baut man auch Silber-, Blei- und Zinkerze ab. Kupfererz fördert man bei Pisa und goldführendes Gestein am Monte Rosa. Sicilien (Catania, Girgenti) und die Umgegend von Neapel liefern große Mengen Schwefel. Weltberühmt ist der italienische M armor aus Carrara.

7. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 94

1908 - Berlin : Süsserott
— 94 — 3- Die Industrie Italiens steht erst am Anfange ihrer Entwick- lung. Das Fehlen der Steinkohle muß als ein verhängnisvoller Mangel für sie bezeichnet werden, der durch die bedeutende und billige Wasserkraft der Alpenflüsse nicht ausgeglichen werden kann. Immer- hin könnte diese Kraft wie auch die der Abflüsse des Apennin noch viel mehr ausgenutzt werden. Die meisten der bis jetzt gepflegten Gewerbe schließen sich an die Urproduktion an. Bereits erwähnt wurden Käse- und Maccaroni- bereitung. Die Wurstfabrikation liefert die bekannten und geschätzten Salami; in den Gebieten des Ölbaumes entwickelte sich die Seifen- siederei. Ravenna und Cremona hefern von altersher die besten Streichinstrumente. Hanf und Flachs bilden die Grundlage der Leinen- und Hanfweberei in der Lombardei und in Venetien (Haus- industrie). An diese schloß sich später die Juteweberei; auch wurde Oberitahen mit seiner billigen Betriebskraft Sitz der Baumwollen- industrie. Seidenspinnerei und -weberei finden sich überall in Italien; ihre Mittelpunkte sind Mailand, Turin, Como, Neapel und Messina. Altberühmt ist die Mailänder Tuchfabrikation. Die Stroh- flechterei stellt Hüte, Geflechte aller Art und Matten her; sie hat ihren Sitz in Florenz (Florentiner), Vicenza und Bologna. Alther- gebrachte, blühende Gewerbe betreiben die Herstellung von Gold- und Silberwaren, Filigranarbeiten, Bronzewaren, Marmor- und Ala- basterarbeiten, Majoliken und Gläsern (Venedig). — Im Aufschwünge befindet sich jetzt auch die Eisen- und Stahlindustrie. (Deutsche und englische Kohle!) Voran steht der Schiffbau (Genua). — Endlich ist die ,,Fremdenindustrie" zu erwähnen. Tausende ziehen alljährlich in das Land, „wo die Zitronen blühn", um an den Seen oder an der Riviera dem nordischen Winter auszuweichen, oder um den altklassischen Boden Roms zu besuchen und dessen reiche Kunstschätze zu studieren. Auch Neapel (Capri) und die Insel Sicilien sind Hauptanziehungspunkte. 4. Handel und Verkehr. Im Altertume bereits Schauplatz reger Handelstätigkeit, entwickelte sich Italien im frühen Mittelalter mit dem Mittelmeer zugleich zum Handelszentrum Europas. Durch die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien ging der Schwerpunkt nach dem Westen und Nordwesten des Festlandes über, und erst in der Neuzeit (Suezkanal, Alpenbahnen) ist Italien wieder zu einem Durchgangsland für den Weltverkehr geworden. — Da für den Binnenhandel die Flußstraßen kaum in Betracht kommen, baut Italien sein Eisenbahnnetz immer mehr aus (1906 rund 16 300 km). (Die Verwaltung der Eisenbahnen läßt viel zu wünschen übrig; Unpünktlichkeit, Unsauberkeit und Unzuverlässigkeit des Personals geben oft zu Klagen Veranlassung.) Je eine Linie führt die Küsten

8. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 19

1908 - Berlin : Süsserott
Die Schweiz. A. Allgemeines. 1. Lage, Grenze, Größe. Die Schweiz (41 324 qkm mit 3,3 Mill. Einwohnern) liegt im Herzen Europas, von vier hochentwickelten Großstaaten umgeben. (Nenne dieselben!) Während diese Um- stände ihre wirtschaftliche Lage günstig beeinflussen, muß es als ein Nachteil bezeichnet werden, daß die Schweiz durch ihre kontinentale Lage im Hauptgebiet der Alpen vom Meere vollständig abgeschlossen ist. (Für welchen andern europäischen Staat trifft das gleiche zu?) 2. Bodengestaltung. Ungefähr drei Fünftel des Flächenraums bedecken die Alpen, und zwar die Zentralalpen. Beachte die Zerlegung derselben durch die Täler der Rhone und des Vorderrheins in einen nördlichen und einen südlichen Teil! Nenne die Hauptzüge eines jeden Teils mit ihren höchsten Erhebungen ! Den Knotenpunkt beider Systeme bildet der St. Gotthard. Der nach ihm benannte Paß überwindet als der einzige die Alpen in einem Anstiege. Nenne die Flußtäler, welche er dabei benutzt! Von der Gotthardstraße führt der Furkapaß ins Rhonetal und der Oberalppaß in das Tal des Vorderrheins, während das Rhonetal mit dem Tal der Aare durch den Grimselpaß verbunden ist. Über die südlichen Ketten führen die Pässe des Großen St. Bernhard (Rhone — Dora Baltea — berühmtes Hospiz), des Simplón (Rhone—lago Maggiore), des Bern- hardin (Hinterrhein — Lago Maggiore) und des Splügen (Hinter- rhein — Comer See). — Auf der Grenze nach Frankreich hin erstreckt sich zwischen Rhein und Rhone das Kalkgebirge des Schweizer Jura, dessen parallellaufende, zerrissene Kämme dem Verkehr große Schwierigkeiten bieten. Die Verkehrsstraßen folgen notwen- digerweise den Längstälern, bis eine Senkung den Übergang in

9. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 20

1908 - Berlin : Süsserott
— 20 — ein benachbartes Längstal gestattet. Den Raum zwischen Jura und Alpen füllt die Schweizer Hochebene aus. 3. Bewässerung. Die Schweiz ist reich an Flüssen und Seen. Zwar sind erstere wegen ihres reißenden Laufes zur Schiffahrt nicht geeignet, doch bieten sie gerade aus diesem Grunde sowie wegen ihres gleichmäßigen Wasserstandes (Grund!) der Industrie eine billige Betriebskraft. Nenne die auf dem St. Gotthard entspringenden Flüsse! Verfolge den Lauf des Rheins und der Rhone! — Die Seen dienen vielfach den Flüssen als Klärbecken, in denen sie ihr Geröll absetzen. Weise das im einzelnen nach ! Sie begünstigen die Be- siedelung und erhöhen die Schönheit des Landschaftsbildes wesentlich, so daß sie neben der erhabenen Gebirgsnatur Hauptanziehungspunkte für den Fremdenstrom geworden sind. Endlich dienen sie der Schiff- fahrt, hauptsächlich dem Personenverkehr. 4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Die gewaltigen Höhenunter- schiede in der Schweiz bringen ein sehr wechselvolles Klima mit sich. Während das Hochgebirge rauh und unwirtlich ist und bis zu 2 m Regenmenge hat, werden die regenarmen Gegenden am Genfer See und am Lago Maggiore ihrer milden Temperatur wegen als klimatische Kurorte aufgesucht. Gemäßigtes Klima eignet der Schweizer Hoch- ebene; sie besitzt auch infolge des von den Flüssen angeschwemmten Ackerbodens die größte Fruchtbarkeit, wogegen der Kalkboden des Jura dem Pflanzen wuchs nicht günstig ist und fast nur Weide- land und Wald aufweist. Die Alpen haben am Südabhang die Schneegrenze bei 3100 m, am Nordabhang bereits bei 2600 m Seehöhe. 5. Bevölkerung und Politisches. Die Bevölkerung der Schweiz gehört mehreren Nationen an. Im Stromgebiete des Rheins wohnen die Deutschen (über sieben Zehntel), im Rhonegebiet Franzosen (über zwei Zehntel), am Tessin Italiener und im Kanton Grau- bünden Rhätoromanen. Der Religion nach sind drei Fünftel protestantisch und zwei Fünftel Katholiken. Die Bevölkerungs- dichte ist am geringsten in der Alpenregion (Graubünden). Die günstigen Erwerbsverhältnisse des Jura haben in diesem Gebiete eine größere Volksdichte hervorgerufen, als man der Natur des Landes nach annehmen sollte. Es folgt die Hochebene, und an der Spitze stehen die Bezirke von Zürich und Genf mit 300—400 Menschen auf dem Quadratkilometer (das Mittel ist 80 pro qkm). — Die Volks-

10. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 21

1908 - Berlin : Süsserott
21 bildung steht überall auf hoher Stufe. — Die schweizerische Eid- genossenschaft ist ein Bundesstaat von 22 Kantonen, von denen jeder sich selbständig nach gemeinsamer Verfassung verwaltet. Die höchste gesetzgebende Gewalt ist die Bundesversammlung, die aus- führende Behörde ist der Bundesrat mit dem Bundespräsidenten in Bern als Vorsitzenden. (Zusammenhang zwischen Bodenform und Staatsbildung !) B. Wirtschaftliches. 1. Landwirtschaft. Da noch nicht ein Fünftel des Bodens auf Ackerland und Gärten entfällt, sind die Erträge des Ackerbaues un- bedeutend, und die jährliche Getreideernte deckt kaum die Hälfte des Bedarfs. Der Obstbau steht in dem Gebiete südlich vom Bodensee bis Zürich in hoher Blüte. Die südlichen Kantone bringen sogar Südfrüchte, wie Kastanien und Mandeln, sowie den Oli ven- bäum hervor. Weinbau läßt die ganze Hochebene zu; den besten Wein erzeugen Genf, Neuchâtel und Wallis. Die gewonnene Menge (1,5 Mill, hl) genügt jedoch noch nicht für den Bedarf (Ursache!). Wichtiger als der Ackerbau ist die Viehzucht, da 37% des Bodens auf die saftigen Alpenweiden und -wiesen entfallen (Sennwirtschaft). Das Hauptgewicht liegt auf der Milchwirtschaft, die Fettkäse (Em- mentaler — Emme, Nebenfluß der Aare — Hauptversandort Burg- dorf) und kondensierte Milch in großen Mengen ausführt. Viele deutsche Betriebe bevorzugen „Schweizer" als Leiter ihrer Molkereien. Als Zuchtvieh wird besonders Schwyzer und Simmentaler (Simme, Nebenfluß der Aare) exportiert, wogegen Fleischvieh aus Österreich eingeführt werden muß. Schafe und Ziegen werden ebenfalls ge- halten, letztere meist in den höher gelegenen Kantonen. Die Zugtiere des Südens sind Esel und Maultier. Erwähnenswert ist noch die Zucht der Seidenraupe in Tessin und Graubünden. 2. Der Bergbau liefert wegen der Armut der Schweiz an Minera- lien nur unbedeutende Erträge, insbesondere fehlen Kohle und Eisen fast vollständig. Zu nennen sind Asphalt, Schiefer, Bergkristall und Sandstein. Das gewonnene Salz (Basel und Wallis) deckt den Bedarf nicht. 3. Industrie. Obwohl die Natur der Schweiz die zur Entwicklung der Industrie unentbehrlichsten Rohstoffe Kohle und Eisen sowie die zur billigen Herbeischaffung derselben erforderlichen Wasserwege
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